Frau Bauers Mann zahlt für die kleine Sarah zu wenig Kindesunterhalt. Frau Bauer könnte den Kindesunterhalt bei Gericht eintreiben und in weiterer Folge dem Mann das Gehalt pfänden. Stimmt. Blöd nur, dass Sarah begonnen hat mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen und auch sonstige Verhaltensauffälligkeiten zeigt, weil sie die Streitereien ums Geld nicht mehr aushält.
Der kleine Anton wiederum befindet sich wiederum zu gleichen Teilen bei seinen Eltern. Eine Woche bei der Mutter, eine Woche bei dem Vater. Gut geht es dem Anton dabei zwar nicht. Aber besser als vorher. Als der Vater dem Anton sagte, dass es ihn zerstört und sehr, sehr traurig machen würde, wenn Anton nicht so oft bei ihm wäre. Anton liebt beide Eltern, und möchte, dass es ihnen gut geht.
In meiner Praxis als Familienrechtsanwältin erlebe ich leider oft Kinder die Selbstmordgedanken aufzeigen, sich selbst ritzen oder schlagen, oder aggressiv zu Anderen sind. Viele Mütter geben dann bei Gericht auf, verzichten auf Zahlungen. Dies obwohl sie selbst dadurch wirtschaftlich stark in die Bredouille geraten und dann gefordert sind, sich bis über die eigenen Leistungsgrenzen im Job abzuplagen. Dies um den Lebensunterhalt zu sichern. Diese Frauen stoßen zudem bei ihrem sozialen Umfeld auf Unverständnis. Denn die Frau sei doch selbst schuld, wenn sie sich das vom Mann gefallen lässt, und sich nicht Abhilfe bei Gericht verschafft. Doch was nützt der Mutter das Geld, wenn sie sieht, dass das Kind beim Rechtbekommen vor die Hunde geht. Manch Papa, welcher bislang kaum bei den Kindern war, pocht im Zuge der Trennung auf einmal darauf die Kinder intensiv zu betreuen und überhäuft Kinder mit Liebesbekundungen. Dies entspringt aber oft nicht einem neuen Verantwortungsbewusstsein für die Kinder, sondern vielmehr dem Wissen, dann der Frau weniger an Kindesunterhalt zahlen zu müssen. Mitunter steckt auch hinter dem Betreuungswunsch verletzter Stolz oder Kränkung.
Viele meinen, dass sich die Kindesmutter mit dem Kindesunterhalt finanziell gesund stößt und übersehen dabei, dass mit diesem in vielen Fällen die Zahlungen für die Kinder ohnedies nicht gedeckt sind. Denn vom Kindesunterhalt sind grundsätzlich sämtliche Kosten wie Lebensmittel, Schule, Kleidung, Freizeit zu decken. Wer pubertierende Kinder hat, weiß wie groß deren Appetit ist und sieht da schnell das Geld zwischen den Fingern zerrinnen. Wirklich traurig mit anzuschauen ist, wenn Väter deshalb den Kontakt zum Kind abbrechen, weil die böse Mutter Kindesunterhalt eingefordert hat. Nicht selten höre ich da Sätze wie; „ Du und Deine Mutter treibt mich in den Konkurs“ oder „ Wie soll ich mir da den Kredit meines Hauses leisten.“ Später erwarten sich diese dann sogar noch, dass die Kinder von sich aus wieder den Kontakt suchen.
Nicht einmal bekommt man als Rechtsanwältin ( wenn auch von mir unbeantwortete) Anfragen wie: „In welches Land muss ich verziehen, dass ich wegen dem Kindesunterhalt nicht exekutiert werden kann?“ oder Selbständige erwarten sich Tipps das eigene Einkommen möglichst optimiert darstellen zu können.
Mit Volljährigkeit ist ein Kind selbst Gläubiger und sohin Betreiber seines Kindesunterhalts. Doch kaum ein Kind beschreitet wirklich den demütigenden Schritt zu Gericht. Das wissen die Nichtbezahler und machen so Kassa auf Kosten des eigenes Kind.
Geld ist nicht nur Geld, sondern auch ein Zeichen von Respekt und Fürsorge. Viele Kinder, dies auch wenn sie dann erwachsen sind, kränken sich zutiefst wenn ihnen der Kindesunterhalt verwehrt wird. Die Botschaft ans Kind hierbei ist nämlich: „Nicht mal das bist Du mir wert. Du bist nur ein Ärgernis“.
Es sind die selben Eltern, welche dann aber in sozialen Medien, wenn das Kind in etwa den Uni Abschluss feiert, posten wie stolz sie auf ihren Nachwuchs sind oder sich öffentlichkeitswirksam generell für Jugendlichenprojekte engagieren. Die Verweigerung von Kindesunterhalt spielt sich in der anwaltlichen Praxis oft in der oberen Einkommensetage ab. Es sind Manager mit hohen Einkommensbezügen, welche auf Kosten von Müttern und ihres Nachwuchses Karriere machen. Während Frauen in ihrem eigenen Fortkommen durch family care Tätigkeit oft sehr eingeschränkt sind und dadurch unter anderem auch eine viel geringe Pension bekommen. Kinder für deren psychische Betreuung oft kein Geld da ist, und die später auch als Erwachsene das Gefühl haben nicht geliebt worden zu sein.
Die liebende Mutter sieht oft nur deshalb von einem weiteren Beschreiten des Gerichtsgangs ab, weil sie dem Kind weiteres Leid ersparen möchte. Gleiches kennt man bereits aus der Bibel. Zwei Frauen streiten sich beim König Salomo darum Mutter eines Kindes zu sein. Als dieser befiehlt das Kind in zwei Hälften zu schneiden und jeder Frau eine Hälfte zu geben, schreit eine Frau, dies nicht zu tun und es lieber der anderen Frau zu geben. Dies, so Salomo, ist die richtige Mutter und man gibt dieser das Kind.
Natürlich gibt es viele sehr tolle Väter. Doch es gilt auch über diese anderen Väter, und deren mangelndes Verantwortungsbewusstsein und deren Leben auf Kosten anderer zu sprechen. Eine Warnung zum Schluss als Scheidungsanwältin: Menschen, die ihrem Nachwuchs Geld vorenthalten sind auch sonst als Partner nicht zu empfehlen.
Die Autorin:
Mag.a Katharina Braun ist selbstständige Rechtsanwältin in Wien. Von 2004 bis 2008 war sie Redakteurin für den ORF, danach war sie freie Journalistin für die Tageszeitung „die Presse“. Sie ist außerdem eingetragene Mediatorin. Zusätzlich zu dieser Ausbildung, absolvierte sie die Collaborative Law Ausbildung, die neben der Mediation ein weiteres, alternatives außergerichtliches Konfliktlösungsmodell darstellt. Katharina Braun hält Vorträge an Familienberatungsstellen und an Volkshochschulen. Sie ist Prüfungskommissärin der Rechtsanwaltskammer Wien.
Von Mai 2018 bis Jänner 2020 moderierte sie ihre eigene Sendung auf Radio Sol (Ukw 95,5 und 105,1) den „Salon Braun“. Von 2019 bis 2020 war sie Lektorin MBA im Fokus – Zukunft. Katharina Braun publiziert regelmäßig in diversen Medien.
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