Die Rechtsgeschichte des Obsorge- und Kindschaftsrecht aus feministischer Perspektive

Die Rechtsgeschichte des Obsorge- und Kindschaftsrecht aus feministischer Perspektive

Obsorge- und Kindschaftsrecht im Wandel der Zeit

Kostenloses Webinar mit Univ. Prof. Ilse Reiter-Zatloukal | Donnerstag, 28. September 2023 | 19-21 Uhr

Ilse Reiter-Zatloukal lädt zu einem Streifzug durch die österreichische Rechtsgeschichte des Obsorge- und Kindschaftsrechts ein und zeichnet den Weg von der väterlichen (Munt)Gewalt hin zum modernen Obsorgerecht nach. Dabei wird die allmähliche Zersetzung des patriarchalen Familienbildes und die Abkehr vom Prinzip der Herrschaft über das Kind zugunsten des Kindeswohles beleuchtet.

Ausgehend von ersten Reformbemühungen unter Joseph II. werden die langwierigen Bestrebungen zur Verbesserung der rechtlichen Stellung von unehelichen Kindern und ihre Gegenbewegungen skizziert. Parallel dazu erfolgt ein Abriss über die rechtshistorische Diskriminierung von (ledigen) Müttern. Darauf aufbauend wird die grundlegende Umgestaltung des Kindschaftsrechts durch die großen Familienrechtsreformen der zweiten Republik aus feministischer Sicht beleuchtet. Dadurch wird aufgezeigt wie sich der rechtliche Wandel von einem patriarchalischen zu einem partnerschaftlichen Ehe- und Familienmodell vollzog.

Das besondere Augenmerk des Vortrages liegt auf der rechtlichen Stellung und den Herausforderungen von Alleinerzieher*innen. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Frauenvereine bei der Erreichung von feministischen Errungenschaften zur Stärkung von Alleinerzieher*innen im Laufe der Zeit einnahmen. Thematisiert wird in diesem Kontext auch die antifeministische Männerrechtsbewegung, in deren Rahmen die „Väterrechtler“ ihre Forderung nach einem Recht des Kindes auf beide Elternteile weniger mit eigenen Pflichten als mit Kontrolle über Frauen und finanziellen Interessen verbinden.

Die Vortragende

Ilse Reiter-Zatloukal ist Univ. Prof.in für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Rechts- und Verfassungsgeschichte im Austrofaschismus und Nationalsozialismus; Geschichte der juristischen Berufsstände (v.a. Anwält*innen, Richter*innen); Geschichte des Migrationsrechts (v.a. Formen der „forced migration“); Geschichte des Staatsbürgerschaftsrechts (v.a. politisch motivierter Staatsangehörigkeitsentzugs im 20. Jahrhundert), Geschlechtergeschichte. Zu ihren aktuellen Projekten zählen: Maßregelungen von Richtern in Österreich 1934–1938; Österreichische Anwaltsgeschichte in der Zwischenkriegszeit; Pionierinnen des Jus-Studiums in Österreich.

 

Hast Du schon vorab Fragen oder kannst Du beim Webinar nicht dabei sein? Interessiert Dich ein Aspekt besonders? Dann schicke uns gerne eine E-Mail an event@verein-fema.at unter der Angabe des Namens des Webinars. Wir leiten Deine Frage an die Vortragende weiter und beantworten sie nach Möglichkeit im Webinar.

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