Artikel von Gabriela Keller, erstmals erschienen am 19. September 2023 auf https://correctiv.org/
Väterrechtler auf dem Vormarsch
Krude Thesen, ausgefeiltes Lobbying und jede Menge Frauenhass: Sogenannte Väterrechtler machen vehement Einfluss in Politik und Justiz geltend – und untergraben den Gewaltschutz von Frauen und Kindern. CORRECTIV zeigt, wie ihre Netzwerke funktionieren.
Am 12. Oktober 2022 trifft ein Brief im Bundesjustizministerium ein: Der Tonfall ist ernst, die Wortwahl drastisch: Es gehe um „Millionen betroffene Trennungskinder“, um „Gewalt“ und eine spezielle Form des „psychischen und emotionalen Missbrauchs“, die viel zu lange ignoriert worden sei. „Genug Tränen“ heißt das Bündnis, das sich an das Ministerium wendet. Die Politik müsse handeln, und deshalb fordert die Initiative ein Gespräch mit Justizminister Marco Buschmann (FDP).
„Ihrer Bitte kommen wir gerne nach“, antwortet die Leitung des Referats Kindschaftsrecht und lädt das Bündnis zu einem Gespräch ins Ministerium ein, „um uns Ihr Anliegen und Ihre Reformwünsche aus erster Hand anzuhören“.
Unklar ist, ob das Ministerium weiß, wem es da die Türen öffnet: Hinter der Kampagne um das Kinderleid stecken zum Teil Väterrechtsverbände, die Verbindungen in trübe, anti-feministische Milieus pflegen. Einige der Akteure verharmlosen häusliche Gewalt, nehmen die Gleichstellung von Frauen unter Beschuss, und sie pflegen gute Kontakte in die Politik – bis hoch ins Bundesjustizministerium. Ihr Kampffeld: das Familienrecht.
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