Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 29. Nov. 2024, 13:43 MEZ auf https://www.nationalgeographic.de/
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Eine neue Studie zeigt: Ein veraltetes Vorurteil gegenüber Müttern sorgt vor Gericht dafür, dass sie das Sorgerecht für ihre Kinder ganz oder teilweise verlieren. Väter würden dagegen eher Gehör finden. Das hat schwerwiegende Folgen für betroffene Kinder.
Nach einer Trennung leben Kinder nach Angaben des Väterreports 2023 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend immer noch häufiger bei der Mutter. Eine neue Studie zeigt jedoch: Geht die Verhandlung um das Sorgerecht vor das Familiengericht, entscheiden diese mittlerweile oft zugunsten der Väter – während Mütter in den Verfahren vermehrt mit Vorverurteilungen zu kämpfen haben.
Hinter den gerichtlichen Entscheidungen stecke ein System, „das Kinder und Mütter gefährden kann“, heißt es in der Studie, die von Soziologe Dr. Wolfgang Hammer und einem anonymen Team durchgeführt wurde. Denn oft gehe die Prämisse, dass ein Kind Umgang mit beiden Elternteilen brauche, vor – selbst dann, wenn Mütter von psychischer und physischer Gewalt des Vaters berichten.
Täter-Opfer-Umkehr an Familiengerichten und in Jugendämtern
Hammer und sein Team untersuchten 154 familienrechtliche Fälle zwischen 2008 und 2024, über die medial berichtet wurde. Dabei konnten sie ein gefährliches Muster aufdecken: Bundesweit werden Mütter vor dem Familiengericht und von Jugendämtern vorverurteilt. Ihnen wird unterstellt, dass sie das Kind durch Abwertung des Vaters absichtlich manipulieren, um es so von ihm zu entfremden. Diese Praktik wird von den Forschenden als PAS-Vorannahme bezeichnet. PAS ist die Abkürzung für das Parental Alienation Syndrome, zu Deutsch elterliches Entfremdungssyndrom. Das PAS wurde 1985 vom US-amerikanischen Kinderpsychiater Richard A. Gardener beschrieben – und 2023 vom Bundesverfassungsgericht als „überkommenes und fachwissenschaftlich als widerlegt geltendes Konzept“ eingeordnet.
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