Jedes Jahr am 8. März feiern wir den Weltfrauentag. Es gibt Blumen, warme Worte, vielleicht ein paar Pralinen. Aber wisst ihr, was wir wirklich brauchen?
Fairness. Gerechtigkeit. Ein Ende dieses brutalen Systems, das Alleinerziehende und ihre Kinder in Armut und Verzweiflung treibt.
Denn das ist die harte Wahrheit, die niemand hören will:
Alleinerziehend sein bedeutet, jeden Tag an der Belastungsgrenze zu stehen.
Es bedeutet, alles zu tragen. Die Kinder, die Verantwortung, die Sorgen, die Existenzängste. Wir jonglieren Jobs, Kindererziehung, Haushalt, Schulveranstaltungen, Arztbesuche und die unendliche mentale Last, die uns nachts nicht schlafen lässt.
Und währenddessen feiert eine Gesellschaft ihre Fortschrittlichkeit, die uns in Wirklichkeit längst vergessen hat.
Der tägliche Überlebenskampf – Und das System schaut zu
Jeden Morgen wachen wir auf mit der gleichen Frage im Kopf:
Wie schaffe ich diesen Tag?
Wie bringe ich meine Kinder zur Schule, ohne dass mein Chef sich über meine
„fehlende Flexibilität“ beschwert? Wie erkläre ich meinem Kind, dass es nicht am Schulausflug teilnehmen kann, weil das Geld nicht reicht? Wie sage ich ihnen, dass wir die Klassenfahrt absagen müssen, weil der Unterhalt vom Vater entweder zu spät oder gar nicht kommt?
Und wisst ihr, was uns am meisten wütend macht? Dass das System uns nicht nur im Stich lässt, sondern uns für unser eigenes Leid noch die Schuld gibt.
Wir hätten uns eben „den richtigen Mann aussuchen sollen“. Wir hätten doch
„nicht so viele Kinder bekommen sollen“. Wir hätten uns „einfach früher um einen besseren Job kümmern sollen“.
NEIN.
Ich habe mich nicht dafür entschieden, einen Vater für mein Kind zu haben, der es ignoriert. Ich habe mich nicht dafür entschieden, in einem System zu leben, das mich behandelt, als wäre ich ein Kostenfaktor. Ich habe mich nicht dafür entschieden, zwischen der Miete und einem warmen Essen für mein Kind wählen zu müssen.
Der Familienbonus Plus – Die Belohnung für Abwesenheit
2.000 Euro pro Jahr?
Eine Summe, die das Leben für uns erleichtern könnte. Ein bisschen Luft zum Atmen. Eine Klassenfahrt, eine neue Jacke im Winter, ein Ausflug, ohne vorher jede Münze zu zählen. Aber nein.
Diese 2.000 Euro gehen nicht an uns. Sie gehen an ihn.
An den Vater, der manchmal nicht einmal die Namen seiner Kinder weiß. An den Mann, der glaubt, dass eine Überweisung elterliche Verantwortung ersetzt.
Das System belohnt die Abwesenden – und bestraft die, die jeden verdammten Tag da sind.
Und während er von diesem Bonus profitiert, kämpft die Mutter darum, wie sie den nächsten Monat überlebt. Wir arbeiten doppelt so viel für halb so viel Geld. Wir sind diejenigen, die sich nachts Sorgen machen, nicht diejenigen, die sich für 2.000 Euro ein besseres Auto oder einen Urlaub gönnen.
Leben mit einem toxischen Co-Elternteil – Die nie endende Hölle
Wir sollen „zum Wohle des Kindes“ kooperieren. Mit Männern, die uns manipuliert, gedemütigt, kaputtgemacht haben. Mit Vätern, die Erziehung als Machtspiel sehen. Und während wir jede Beleidigung, jede Lüge und jede Manipulation ertragen, sollen wir ruhig bleiben.
Und dann das Allerschlimmste:
Wir rechtfertigen ihn. Wir erklären, dass er es „nicht so gemeint hat“. Wir dämpfen die Wahrheit ab, damit unser Kind nicht erkennt, dass sein Vater ihm nicht guttut. Wir tun alles, um es vor der bitteren Realität zu schützen.
Während er gleichzeitig schlecht über uns redet, sich als Opfer inszeniert, jammert, dass wir ihn „mit den Alimenten abzocken“. Er baut sich sein eigenes Narrativ – während wir stillschweigend für das seelische Wohl unserer Kinder kämpfen.
Die Erschöpfung, die niemand sieht – Und die niemand interessiert
Unsere Körper schreien nach Pause. Aber wir haben keine Zeit, um schwach zu sein. Depressionen? Nein, wir sind nicht depressiv…
WIR SIND MÜDE !!!
Wir sind müde vom Überleben. Müde davon, immer stark sein zu müssen. Müde davon, die Last von zwei Menschen alleine zu tragen. Und wenn wir doch zusammenbrechen? Dann drückt man uns Tabletten in die Hand und nennt es eine „persönliche Krise“.
Es ist keine Krise. Es ist systematische Ausbeutung.
Wir haben genug! Wir fordern Veränderung!
Also, am 8. März, spart euch die Blumen. Spart euch die Schokolade.
Wir wollen endlich gehört und gesehen werden. Wir wollen Fairness. Wir wollen
ein Recht auf ein sorgenfreies Leben.
- Der Familienbonus Plus muss NEU geregelt werden! Nicht der abwesende Elternteil, sondern der betreuende Elternteil muss ihn erhalten!
- Gerechte Arbeitsbedingungen für Alleinerziehende! Flexible Arbeitszeiten, faire Bezahlung, Schutz vor Diskriminierung!
- Echte finanzielle Absicherung! Niemand sollte sich zwischen Kindern und einem Dach über dem Kopf entscheiden müssen!
- Ein Ende der Altersarmut für Mütter! Care-Arbeit ist Arbeit und muss endlich als solche anerkannt werden!
Und an alle, die das lesen und denken „Das ist doch übertrieben“:
Ihr seid das Problem.
Solange ihr schweigt, solange ihr denkt „Schwierig, aber so ist das Leben“, solange ihr glaubt, dass das nicht euer Kampf ist, seid ihr Teil des Systems, das uns zerstört. Eure Ignoranz ist unser Gefängnis. Euer Schweigen hält dieses Unrecht am Leben.
Wir sind nicht mehr still. Wir sind nicht mehr geduldig. Wir sind nicht mehr bereit zu warten.
Hört uns. Seht uns. Oder macht euch schuldig daran, dass sich nichts ändert.
Über die Autorin:

Kaltrina Berani kommt ursprünglich aus dem Kosovo, ist siebenunddreißig Jahre alt und alleinerziehende Mutter von zwei Teenagern. Sie schreibt seit mehreren Jahren. Bis jetzt hat sie sich nicht getraut mit ihren Texten an die Öffentlichkeit zu gehen, eine Tatsache, die sie jetzt ändern möchte. Ihr Ziel ist es, durch die Veröffentlichung ihrer Texte die Aufmerksamkeit auf Themen wie Alleinerziehen, Gewalt gegen Frauen, Narzissmus und die berufliche und finanzielle Situation von Alleinerzieherinnen zu lenken.
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